Bienenwachs ist wahrscheinlich der älteste Werkstoff zur Herstellung von Kerzen.
Wachs ist seit Menschengedenken sehr begehrt. Schon die alten Ägypter nutzten das Wachs unter anderem zur Einbalsamierung und bei der Mumifizierung der Pharaonen, sowie zum Abdichten der Holzschiffe. Wachs dient bekanntlich als Grundstoff für Schminken, Pomaden und Salben und hat Antiseptische Eigenschaften. Die Römer versiegelten damit Krüge, Wein- und Ölfässer. Zum Wachsen von Möbeln und Figuren wird es verwendet.
Schon 3000 vor Chr. wurde Wachs zur Herstellung von Papyrus als Bindemittel des verpressten Markes der Papyrusstaude verwendet. Die Griechen machten sich Notizen auf Holztäfelchen, die mit Wachs bestrichen waren. Früchte wie Äpfel und Birnen wurden in Wachs getaucht um sie haltbarer zu machen. In der Batikfärberei hat Wachs heute noch Bedeutung. Das erste Wachsfigurenkabinett wurde 1762 in Paris gegründet, das nach vier Jahrzehnten nach London übersiedelte und bekannte Zeitpersönlichkeiten in Wachs darstellt. Die Schuster und Sattler brauchen Wachs um das Garn wetterfest zu machen, teilweise auch gemischt mit Pech. Unter Verwendung von Wachs wurden u.a. Wachstücher, Wachspapier, Wachsmalstifte, Wachsperlen, Wachsblumen Wachskerzen gefertigt. Der Schmelzpunkt von Bienenwachs liegt bei 62° bis 65° C
Mit der Ausbreitung des Christentums wuchs der Wachsbedarf für Kerzen bis in die Zeit Reformation sprunghaft, auch weil in den Kirchen nur Bienenwachskerzen brennen durften, da die Biene als Symbol der Jungfräulichkeit galt. Die Römer verlängerten das kostbare Bienenwachs als Lichtquelle mit Pech und Talk. Seit 1818 hat man das Stearin und 1830 das Paraffin entdeckt, so dass das Bienenwachs als Kerzenrohstoff an Bedeutung verlor.
Die Entstehung von Bienenwachs hat Philosophen und Gelehrte früher und heute interessiert. Der griechische Naturphilosoph Aristoteles glaubte, das Bienenwachs stamme aus Blüten. Diese Meinung herrschte bis in die Renaissance.
Im Jahr 1744 schrieb der deutsche Naturforscher Hornbostel, die Bienen selbst produzierten das Wachs. Diese Auffassung wurde in einer nicht sehr verbreiteten Zeitschrift publiziert und blieb bis Ende des Jahrhunderts unbeachtet. Erst 1792 erweiterten Hunterund 1812 und auch der Schweizer Naturforscher Huber mit ihren Beobachtungen das Wissen darüber, wie die Bienen Wachs produzieren. 1906 beschrieb der Deutsche Dreyling als Erster den Vorgang der Wachsabsonderung .
Heute ist der genaue Mechanismus der Wachssynthese geklärt. Viele Beschreibungen in diesem Kapitel stammen aus der Monographie über „Bienen und Wachs” von Hepburn. Interessierte finden dort viele Details über die Wachsproduktion im Bienenvolk. Die Bienen produzieren Wachs mit ihren acht Paar Wachsdrüsen, die sich zwischen dem dritten und sechsten Hinterleibsring befinden. Aus diesen Drüsen gelangt flüssiges Wachs in die Zwischenringtaschen, wo feine, weiße Wachsplättchen gebildet werden. Eine Wachsschuppe ist winzig klein und wiegt etwa 0,0008 g.
Für die Produktion eines Kilogramms Wachs sind ca. 150 000 Bienen nötig. Bei den 12- bis 18-tägigen Arbeiterbienen sind die Wachsdrüsen voll entwickelt und leistungsfähig. Bei ältern Bienen verkümmern sie, lassen sich aber in Notsituationen reaktivieren. Die Hauptzeit für die Wachserzeugung sind in Mitteleuropa die Monate April bis Juni. Das ist die Periode mit der größten Erweiterung des Bienenvolkes.
Die Sommerbienen, die während dieser Zeit leben, haben besser entwickelte Wachsdrüsen als die Winterbienen. In Notsituationen, z.B. wenn sie auf Mittelwänden überwintern müssen, können auch diese Bienen Wachs produzieren und somit ihr Überleben sichern. Jeder Schwarm befindet sich in einer Notsituation, doch die Bienen können überleben dank Aktivierung der Wachsproduktion.